Kiebitze im Selfkant

Seit Februar können wir sie wieder sehen, die Akrobaten der Lüfte mit ihrem kontrastreichen Gefieder. Eine metallisch glänzender schwarzer Oberseite und eine weiße Unterseite hat nur er. Ebenso kennzeichnend sind das schwarze Brustband sowie die abstehende „Federholle“ am Hinterkopf. Während seiner Flüge ruft er laut seinen Namen „Ki-witt“ – der Kiebitz.

Bild 1 Kiebitz in seiner natürlichen Umgebung (aufgenommen bei Schalbruch)


Bild 2 Kiebitz im Flug

Der Kiebitz ist stark gefährdet

„In Deutschland wurden zuletzt nur noch rund 42.000 bis 67.000 Brutpaare gezählt. Die massiven Einbrüche seiner Population sind schon seit Längerem ein besorgniserregender Trend: Allein zwischen 1980 und 2016 ist seine Zahl um 93 Prozent zurückgegangen.
Auch europaweit hat sich die Population mehr als halbiert. Inzwischen gilt der Kiebitz auf dem europäischen Kontinent als gefährdet und deutschlandweit sogar als stark gefährdet.“ /1/

„Die Ursachen für die dramatischen Bestandsrückgänge sind vielfältig. Dazu gehören der anhaltende Flächenverbrauch, die Zerschneidung von Lebensräumen oder Störungen durch menschliche Freizeitaktivitäten. Als hauptverantwortlich gilt jedoch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und der damit verbundene Lebensraumverlust. Viele Wiesen und Weiden werden trocken gelegt, stark gedüngt, immer früher und häufiger bearbeitet oder zu Äckern umgebrochen. Wo früher Sommergetreide angebaut wurde, steht heute vielerorts Wintergetreide. /2/

In Ermangelung des ursprünglichen Lebensraumes ist der Kiebitz vielerorts auf unsere Felder „umgezogen“. Hier ist er neuen Gefahren ausgesetzt, doch es lässt sich etwas für den Kiebitz tun.

Kiebitzschutz im Selfkant

Wo Kiebitze brüten, kann es zweckmäßig sein, das Gelege mit einer Markierung zu kennzeichnen. Seit nunmehr 10 Jahren markiert Peter Hamacher die Kiebitzbrutplätze auf dem Gebiet der Gemeinde Selfkant mit Stäben, so dass die gut getarnten Gelege für den Landwirt zu sehen sind. Da erwachsene Kiebitze in der Regel auch gut zu beobachten sind, kann deren Anzahl auf Einzelflächen leicht ermittelt werden. Die Betreuung der Kiebitze endet erst, wenn die Jungvögel flügge sind. Darüber hinaus wird das Kiebitzaufkommen kartiert und verschiedenen Naturschutzbehörden bzw. – einrichtungen (UNB/Untere Naturschutzbehörde des Kreis Heinsberg, LANUV/Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Michael-Otto-Institut im NABU) gemeldet.

Bild 3 Peter Hamacher bei der Markierung eines Nestes

Bild 4 Kiebitzgelege

Peter Hamacher steht darüber hinaus in Kontakt mit den Landwirten und versucht geeignete Schutzmaßnahmen mit diesen abzusprechen. Als beispielhaft ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten Josef Hensgens aus Havert, Fam. Meuwissen aus Stein und Fam. Janßen aus Großwehrhagen zu nennen, die in jedem Jahr bei ihren Feldarbeiten auf die Kiebitze Rücksicht nehmen. Die gekennzeichneten Gelege werden bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr durch Umfahren geschützt. Leider sind nicht alle Landwirte dem Kiebitz gegenüber so aufgeschlossen.

Bild 5 Rivalisierende Männchen

Bild 6 Männchen nach der Auseinandersetzung

Bild 7 Paarung

Bild 8 Nachwuchs (aufgenommen in Langeoog 2023)

Bei Großwehrhagen gibt es ein weiteres schönes Beispiel für den Kiebitzschutz. Hier hat Nicolai Dreißen eine Kiebitzinsel auf seinem Acker eingerichtet. „Kiebitzinseln (‚lapwing plots‘) wurden in Großbritannien zum Schutz des Kiebitzes beziehungsweise des Triels (Burhinus oedicnemus) entwickelt (Sheldon et al. 2007; Chamberlain et al. 2009; MacDonald et al. 2012). Sie sollen Brut- und Nahrungsflächen für Kiebitze und andere Feldvögel darstellen.“ /3/

Bild 9 Ein Kiebitz vertreibt eine Krähe

Bild 10 Kiebitzschwarm auf dem Weg in den Norden Deutschlands

Der Kiebitz benötigt zur erfolgreichen Nahrungssuche und Brut Flächen mit offenen Bodenstellen und einer niedrigen Vegetation. Nur dort kann er seine Feinde schnell entdecken, Jung- und Altvögel finden hier ausreichend Nahrung.

Diese Voraussetzung ist auf dieser Kiebitzinsel gegeben. Durch das Liegenlassen eines abgeernteten Feldes oder nach einer nur ganz groben Bearbeitung im Herbst bleibt eine geeignete Brutfläche für den Kiebitz auch im Frühjahr bestehen.
Begonnen hat die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herrn Dreißen in Sachen Kiebitzschutz vor 2 Jahren, als er auf seinem Feld erstmals der Einrichtung einer Kiebitzschutzinsel zustimmte. Der gute Bruterfolg führte im vergangenen Jahr dazu, dass dort sogar mindestens 5 Paare erfolgreich brüten konnten. Entscheidend für diesen großartigen Erfolg war die Vereinbarung, mit der Feldbearbeitung und anschließender Maisaussaat bis Anfang Mai zu warten, da in der Regel das eigentliche Brutgeschäft dann beendet ist.
Dass in diesem Jahr dorthin erneut mehr Kiebitze zum Brüten zurückgekehrt sind, zeigt, wie künftig ohne großen Aufwand erfolgreich Kiebitzschutz auch in der Agrarlandschaft möglich ist.
Herr Dreißen hat sich auch in diesem Jahr bereit erklärt, mit der Bearbeitung seines Feldes bis Anfang Mai zu warten, nicht zuletzt auch deswegen, weil erneut mehrere Paare sein Maisstoppelfeld als Bruthabitat ausgewählt haben.

Herr Dreißen leistet mit seiner großzügigen Zusammenarbeit beim Kiebitzschutz Pionierarbeit und zeigt einen Weg auf, wie zukünftig im Selfkant durch rechtzeitige Absprachen erfolgreich den stark gefährdeten Kiebitzen geholfen werden kann.

Was kann Jederman für den Kiebitz tun?

Freilaufende Hunde sind für junge Hasen und Rehe eine Gefahr. Wenn ein Hund plötzlich zum Jagen losspurtet, kann das auch für den Kiebitznachwuchs tödlich enden.

„Wenn Altvögel ein Nest verlassen, ist das Gelege gefährdet. Bei bedecktem Himmel reicht schon eine Viertelstunde, dass die Embryonen im ausgekühlten Ei absterben. Altvögel kehren zwar normalerweise wieder zum Gelege zurück, aber nicht, wenn eine Störung auf die andere folgt. An schönen Wochenenden, wenn Hunderte Menschen und Hunde unterwegs sind, geben Wildvögel oft ihre Gelege ganz auf.“ /4/

Also bitte den Hund an der Leine nehmen und Abstand zu den markierten Flächen halten.

Artenschutz hat zum Ziel, die Vielfalt der Natur zu bewahren. Eine möglichst große Vielfalt in einem Ökosystem ist wichtig für seine Stabilität. Und auch unsere Kinder möchten sich später an solchen Bildern erfreuen und nicht nur vom Hörensagen von Oma und Opa kennen.

Kiebitze beobachten

„Insbesondere die Männchen der Kiebitze verteidigen ihre Reviere und vollführen im Frühjahr beeindruckende Balzflüge. Dennoch werden geeignete Flächen häufig von mehreren Paaren in lockeren Kolonien besiedelt.“ /3/ Nähern sich Krähen oder Greifvögel dem Kiebitzrevier, starten die Männchen gemeinsam Abwehraktionen. Selbst Graureiher werden mit Erfolg attackiert und vertrieben. Nahrungssuchende Kiebitze deuten meist nicht auf einen Brutplatz in der Nähe hin.
Vor dem Auffliegen laufen Brutvögel zunächst von ihrem Nest weg. Bei der Rückkehr landen sie in etwas Entfernung vom Gelege und laufen dann zielstrebig zum Nest.
Küken führende Kiebitze sind sehr aufmerksam und stehen aufrecht, die Umgebung beobachtend. Im Flug warnen sie mit hängenden Beinen.

Bild 11 Balz

Bild 12 im Flug

Kiebitze lassen sich am besten vom Feldweg aus per Fernglas beobachten. So werden sie nicht gestört. Fangen die Kiebitze an zu warnen oder fliegen sogar davon, sollte man sich wieder entfernen. Und für Fotografen gilt: Tierschutz geht vor Foto! Hier hat sich insbesondere die Beobachtung aus dem Auto heraus bewährt.

Lesetipp: „Praxishandbuch Kiebitzschutz.“ Das Dokument kann kostenlos als pdf bezogen werden und bietet viel Wissenswertes über den Kiebitz /5/

/1/ https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2024/index.html
/2/ https://lapwingconservation.org/kiebitz/rueckgang/
/3/ Der Sympathieträger Kiebitz als Botschafter der Agrarlandschaft
Umsetzung eines Artenschutzprojektes zur Förderung des
Kiebitzes in der Agrarlandschaft
Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Förderschwerpunkt Arten in besonderer Verantwortung
Deutschlands
FKZ: 3514 685A01/B01/C01
/4/ https://www.br.de/nachrichten/bayern/freilaufende-hunde-gefahr-fuer-rehkitz-kiebitz-und-co,T6SSHHA
/5/ https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/kiebitz/19483.html

Revierkämpfe

Winterzeit – Fotografie an der Futterstelle im eigenen Garten

Anfang Oktober habe ich mit der Fütterung in unserem Garten begonnen. Zunächst war natürlich nichts los. Inzwischen ist November und es haben sich zahlreiche Gäste eingestellt.
Bis dato (13.11.23) konnte ich beobachten:

Amsel
Blau- und Kohlmeise
Buchfink
Buntspecht
Eichelhäher
Heckenbraunelle
Ringeltaube
Rotkehlchen
Sperling
Zaunkönig

Neben dem klassischen Vogelhaus habe ich mehrere Ansitze mit und ohne Futterangebot geschaffen. Für die Vögel, die ihre Nahrung bevorzugt in Bodennähe aufnehmen, gibt es eine spezielle Futterstelle.

Die Futterstellen sind so angeordnet, dass ich das Treiben vom Küchenfenster aus beobachten und fotografieren kann. Das ist ebenfalls von der Terrasse aus möglich, da eine Hecke ausreichend Schutz bietet. So kann ich bequem im Warmen sitzen oder „gut verpackt“ im Sessel auf der Terrasse. Die max. Entfernung für Aufnahmen beträgt vom Küchenfenster ca. 7m und von der Terrasse ca. 5m.
Wahlweise lassen sich die Kameras über WIFI (Fuji) oder USB Kabel (Sony) ansteuern. Dadurch ist es möglich, eine bodennahe Ansicht zu bekommen und näher an die Vögel heranzurücken.

Sowohl die Fuji X App für das Handy als auch die Sonysoftware (Imaging Edge Desktop), die ich auf einem Macbook Air installiert habe, sind recht komfortabel. Blende und Belichtungszeit lassen sich einstellen, ständig ist ein Sichtkontakt zur Aufnahmestelle gegeben. Nachteilig ist die relativ große Auslöseverzögerung und der Umstand, dass nur Einzelbilder möglich sind. Dies schränkt natürlich die Möglichkeiten stark ein. Und leider muss man sich für einen genauen Aufnahmeort entscheiden. Aber so sind z.B. Nahaufnahmen in Bodennähe möglich, wozu sonst ein Tarnzelt notwendig wäre. Dass hier mit einer Futterstelle „nachgeholfen“ wurde ist auf vielen Bildern nicht zu sehen.

Das ist bei den frei stehenden Futterstellen schon schwieriger. Am Vogelhaus selbst fotografiere ich gar nicht mehr, da gibt es vom letzten Winter genug Aufnahmen.

Für den Specht und die Meisen habe ich einen Baumstamm mit Löchern versehen und stopfe da Meisenknödel hinein, die ich inzwischen selbst herstelle. Beide Vogelarten haben das gut angenommen. Inzwischen haben diese Futterquelle auch die Sperlinge entdeckt und nutzen sie mit Erfolg. Ein Amselmännchen versucht sich dort ebenfalls, aber so richtig will es nicht noch nicht klappen. Er flattert zwar wie eine Meise davor, kann sich jedoch nicht am Stamm festkrallen. Jedoch schafft er es sich etwas heraus zu picken.

Statische Fotos von meinen Wintergästen habe ich genug. Ich möchte die Vögel in der Bewegung festhalten.

Meisen

Interessant finde ich es, wenn die Meisen die Futterstelle anfliegen. Bevor sie landen „stehen“ sie in der Luft. Ein Sperling macht ca. 13 Flügelschläge pro Sekunde. Mit einer Belichtungszeit von 1/2000 sec lassen sich die Bewegungen gut „einfrieren“, Bei 20 Bilder pro Sekunde ist die Ausbeute schon recht gut. Die kleinste Blende ist Blende 9, da ich einen 1,4 fach Konverter mit dem Tele kombiniere.

Da eigentlich immer ausreichend Zeit ist den Vogel genau anzupeilen, fällt die geringe Schärfentiefe nicht negativ aus. Das ist bei der Landung der Eichelhäher völlig anders.

Eichelhäher

Hier fokussiere auf ich auf den Ast der Futterstelle. Sehe ich den Vogel anfliegen, löse ich mit 20 Bildern pro Sekunde aus. Es braucht in der Regel max. 5 Bilder vom Erkennen bis dass der Vogel sitzt. Ein Singvogel fliegt mit ca. 30 km/h, dass sind ca. 5 m/sec. Die Zeit von der Sichtung bis zur Landung beträgt ca. 1/4 Sekunde. Bei einer Brennweite von 840 mm ( 600mm x 1,4) und einer Blende 9 ist der Schärfentiefenbereich je nach Abstand nur ca. 1 cm groß. Entsprechend gering ist die Ausbeute an scharfen Aufnahmen.
Abhilfe schafft eine Abstandsverkürzung (Fotos von der Terrasse) und Blende 11. Zwangsweise steigt die ISO Zahl, was zu einem stärkeren Rauschen führt. Damit sind diese Aufnahmen an ausreichend Licht gebunden. Leider harmoniert das nicht mit den Fressgewohnheiten der Vögel, oft kommen sie schon vor dem besten Licht. Da hilft nur Geduld.

Eine Belichtungszeit von 1/2000 sec. ist nicht zwingend notwendig, Auch mit 1/1250 sec. sind mir schon brauchbare Bilder gelungen, da die Vögel im entscheidenden Moment vor der Landung auf dem Ast abbremsen.
Meine Fuji XH2S schafft 40 Bilder pro Sekunde, was natürlich die Wahrscheinlichkeit zu treffen erhöht. Allerdings ist sie beim Rauschen der Vollformatkamera unterlegen. Hier hilft nur probieren und ausreichend Sonne. Und die Saison ist noch lang!

Die Ansitz- und Futterstellen für die fliegenden Vögel muss ich noch optimieren, so dass man diese nicht als solche erkennt.

Aber auch das braucht Zeit, da ich immer erst sehen muss, wie die Vögel die Veränderungen annehmen.

Update 8.12.23

Update 2.1.24