Neue Bildberabeitung – Radiant Photo

„Radiant Photo ist ein neuartiger Fotoeditor mit einzigartigen Optionen, die in keiner anderen Bildbearbeitungssoftware zu finden sind. Seine intelligente Technologie wurde optimiert, um eine perfekte Farbwiedergabe zu erreichen und realistische Details zum Vorschein zu bringen.“ – heisst es in der Pressemitteilung der Radiant Imaging Labs. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe das Programm getestet und sofort gekauft. Auf meiner neuen Seite brillantes-foto berichte ich über meine Erfahrungen. Schaut mal vorbei.

Farbchaos

Bei der Bearbeitung der RAW Bilder nach dem Festumzug zum Dekanatsschützenfest in Schalbruch fielen mir überwiegend hellblaue Hemden auf. Hatten wirklich so viele Schützen hellblaue Hemden an? Das war kaum anzunehmen. Hinzu kam, dass die Erscheinung „hellblaue Hemden“ in Licht- und Schattenbereichen der Aufnahmen unterschiedlich ausgeprägt war. Die Fuji-Filmsimulation „Velvia“ war diesbezüglich anfälliger als „Provia“. Verstärkt wurde der Effekt, wenn im HDR Werkzeug die Lichter reduziert wurden um Strukturen in den weißen Bereichen (Himmel, Kleidung, Fahnen) zu bekommen.

Aufgenommen wurden die Bilder mit dem automatischen Weißabgleich. Normaler Weise mache ich den Weißabgleich in Fällen von Farbstichen mit der Pipette vom Weißabgleichswerkzeug. Das Ergebnis war bei der Bildserie aus Schalbruch in jedem Bild sehr unterschiedlich. Die Farbtemperatur wurde von Capture One zum Teil auch so verändert, dass die Bilder selbst in Schattenbereichen einen zu stark orangenen Farbstich bekamen.

Provia – unbearbeitet blaue T-Shirts
Provia nach dem Weißabgleich (vierte Person von links) – viel zu warme Farben

Der automatischer Weißabgleich (Pipette im T – Shirt der Jungen) führt zu einem falschen, viel zu warmen Bildeindruck. So waren die Farben im Schatten nicht.

Bei der nächsten Aufnahme standen Personen im Schatten und in der Sonne. Die Musiker im Vordergrund trugen weiße Hemden. Je Positionierung der Pipette fiel das Ergebnis der Farbkorrektur unterschiedlich aus.

Provia – out of cam

Nach dem Weißabgleich:

  • Pipette auf die weißen Hemden der Saeffelner (Musiker hinten in der Sonne). Das Ergebnis ist absolut unbefriedigend, schlimmer geht es nicht.
Provia – totaler Grünstich
  • Pipette auf die weißen Hemden der Schalbrucher Musiker (im Schatten vorn)
Provia – insgesamt etwas zu warm, speziell im Schatten

Das Ergebnis ist akzeptabel, etwas zu warmer Bildeindruck.
RGB Werte (Hemden) vorher 188 – 198 – 216
RGB Werte (Hemden) nachher 200 – 201 – 203; Bei den Personen in der Sonne war das Ergebnis von den RGB Werten ähnlich gut.

Da die Leserschaft von Selfkant online erwartet, dass die Bilder umgehend online sind, musste ein schnellere Lösung her.

Die schnelle Lösung bestand darin, die Farbtemperatur nach optischen empfinden zu ändern. So wird die Farbstimmung eines Bildes zwischen den Farben Blau und Orange beeinflusst. Siehe unten stehendes Schema. Zumindest war der Blaustich weg und da an diesem Tag strahlender Sonnenschein herrschte, eine für mich akzeptable, wenn auch nicht 100%ige Lösung.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/CIE-Normvalenzsystem
Lizenzstatus: (CC BY-SA 3.0)

Nur hat mir das Ganze keine Ruhe gelassen.

War der Monitor falsch eingestellt?

Nach der Kalibration am nächsten Morgen bestand des Problem fort. Eine allgemein gültige Lösung, anwendbar auf alle Bilder konnte ich über den Weißabgleich mit Pipette, über die Modifizierung der Farbtemperatur (siehe oben) oder des Farbtones (Variation zwischen Grün und Margenta) nicht finden. Je nach Lichtverhältnissen war das Ergebnis unterschiedlich.

Folgendes hat dann recht schnell zu guten Ergebnissen geführt: Im erweiterten Farbeditor einen Weißbereich mit Farbstich (z.B. die Hemden) auswählen und die Sättigung für diesen Farbbereich reduzieren. Der Blaustich verschwindet, die reduzierte Sättigung führt zu weißen Bildbereichen. Da die anderen Farben nicht beeinflusst werden, war das eine wirksame Lösung. Das HDR Tool konnte ich nach dieser Korrektur auch unbedenklich einsetzen. So kam die gewünschte Zeichnung in helle Bildbereiche, ohne Farbstiche zu verstärken. Auf Wolkenstrukturen hatte das zum Glück keinen merklichen Einfluss.

Provia – Farbsättigung im Weißbereich reduziert

Bild ohne erkennbaren Farbstich, reale Darstellung der tatsächlichen Verhältnisse.

Doch wie kommt es zu solchen Effekten?

Farbe ist nicht die Eigenschaft eines Gegenstandes, sondern die Eigenschaft des von ihm ausgehenden Lichtes. Bei einer grünliches Lichtquelle (die Sonne schien durch Bäume, grüne Wiese) werden vor allem Verfärbungen in hellen Bildbereiches sichtbar. In der prallen Mittagssonne ist das Licht weiß. Wolken oder Schatten ändern die Farbe des Lichtes.

Einfluss der Fuji Filmsimulation

Bei Martin Ziaja (https://martinziaja.de/fujifilm-filmsimulationen-1/) fand ich dazu wertvolle Hinweise:

„VELVIA – Der wohl berühmteste und besonders bei Landschaftsfotografen hochverehrte Diafilm, dessen Charakteristika recht gut in die digitale Version überführt wurden: Ein hoher Kontrast und sehr hohe Farbsättigung, bei der die Gelbtöne etwas in Richtung Orange rücken und die Blautöne stark gesättigt leicht in Richtung Magenta rutschen. Daher für Landschafts- und Naturaufnahmen hervorragend geeignet, für Portraits wegen der hohen Farbsättigung eher weniger zu empfehlen.

PROVIA (STANDARD) – Genau wie der analoge Diafilm aus dem Profisegment eignet sich diese Einstellung für eine große Bandbreite an Motiven, Schärfe und Kontrast sind moderat, die Farbwiedergabe realistisch.“ So ist erklärbar warum der Farbstich bei Velvia ausgeprägter ist.

Bleibt noch zu klären, warum das Absenken der Lichter mit dem HDR Werkzeug den Farbstich verstärkte.

Das HDR -Tool wurde entwickelt, um High-Dynamic-Range-Bilder aus einem einzelnen Bild zu simulieren. Der Lichter – Schieberegler verringert die Helligkeit in den Lichtern und wird verwendet, um Details aus überbelichteten Bereichen wiederherzustellen. So sieht man neben der Struktur auch einen Farbstich nach Anwendung des Werkzeuges besser. Leider.

Offensichtlich war es die Summe aller Effekte die zu diesem Farbchaos geführt haben. Welcher Effekt welchen Anteil hat, bleibt ein Geheimnis.

Preshot

Meine XPro3, mit der ich eigentlich klassisch bzw. entspannt fotografiere, hat die Preshotfunktion wie die XT3. Bis dato ist mir das nicht aufgefallen. Dank Facebook bin ich nur drauf gestoßen.
Ein tolle Sache um z.B. Insekten im Flug zu erwischen. Auf die Blüte fokussiert, gewartet …. und in dem Moment ausgelöst, wenn sie die Blüte erreicht haben. Fliegen sie in der Schärfeebene ist alles bestens. Sind die Bilder im Kasten braucht die XPro3 eine gefühlte Ewigkeit zur Aufarbeitung. Aber damit kann oder muß ich leben. Beim letzten Bild sieht man den Rolling-Shutter-Effekt deutlich. Das ist ärgerlich.

Aber das ist eine Kamerafunktion, die viel Potenzial aufweist!