Birdingtour nach Langeoog Ende September

Im Herbst wird das Wattenmeer von Tausenden von Zugvögeln aus dem hohen Norden bevölkert. Limikolen und Gänse stärken sich hier für den Weiterflug in ihre Winterquartiere in Südeuropa und Afrika. Der Herbstzug startet schon im Sommer, die meisten Zugvögel rasten hier im September und Oktober.

Wir waren in der letzten Septemberwoche 2023 zum Birding auf Langeoog. Die Wetterlage war spätsommerlich, so dass wir jeweils den ganzen Tag unterwegs sein konnten.

Die Fressplätze der Austernfischer, Brachvögel und vieler anderer kleinerer Limikolen liegen zwischen der Insel und dem Festland. Da die Salzwiesen nicht betreten werden dürfen, lassen sich die Zugvögel vornehmlich nur am Ostende der Insel beobachten.

Das Ostende von Langeoog (Qielle:OpenStreetMap)

Unzählige Vögel suchen hier bei Ebbe im Watt nach Nahrung. Aus fotografischer Sicht sind die Morgenstunden eher ungeeignet, da dann grelles Gegenlicht herrscht. Bei Flut ist das Areal mehr oder weniger komplett „vogelleer“. Die Vögel ziehen sich auf Rastplätze zwischen Langeoog und Spiekeroog zurück und können von der kleinen Aussichtsplattform am Ostende der Insel bestens beobachtet werden. Da das Sonnenlicht früh seitlich einfällt ist dieser Ort auch ideal zum fotografieren. Die beste Zeit ist ca. 1 Stunde vor Erreichen des höchsten Wasserstandes, da dann die Vögel in großen Schwärmen an die Flutrastplätze fliegen.

Mit dem Erreichen der maximalen Wasserhöhe setzt Ruhe ein. Die Schwärme verharren mehr oder weniger regungslos an ihren Rastplätzen. Fällt der Wasserstand wieder, dann kommt nach ca. anderthalb bis zwei Stunden wieder Bewegung in die Vogelansammlungen. Wir konnten beobachten, wie sich hunderte von Brachvögeln langsam auf den Weg in Richtung Wattenmeer machten. Dann plötzlich erhoben sich große Teile des Schwarms und flogen in Richtung Watt. Das gleiche Schauspiel boten die Austernfischer. Erst starteten kleine Gruppen, ehe sich der Rest der Vögel in die Luft erhob. Ein imposantes Schauspiel. Vögel so weit das Auge reicht!

Kleinere Limikolen wie Alpenstrandläufer, Sanderlinge oder Sandregenpfeifer sind wegen der relativ großen Entfernung der Ruheplätze selbst mit dem Spektiv nur schwer auszumachen. Die Schwärme waren zum Teil riesig, die Anzahl von Vögeln, die sich bestimmen ließ, jedoch sehr begrenzt. Dies lag zum einen, wie bereits erwähnt, an der Entfernung und zum anderen am morgendlichen Gegenlicht.

Flinthörn ist das ausgewiesene Vogelschutzgebiet im Westen der Insel. Vom Hafen aus lassen sich die Zugvögel in der Uferzone wegen der Entfernung nur „erahnen“, von der Aussichtsplattform auf dem Naturpfad ist von den Vögeln im Watt nichts zu sehen.

Auf den Wiesen im Vogelschutzgebiet waren erwartungsgemäß wenig Vögel zu beobachten. Das gilt in gleicher Weise für die Salzwiesen entlang des Radweges in Richtung Ostende. Die Vogelwelt beschränkte sich hier vornehmlich auf Graugänse und vereinzelte Kiebitze. Auffallend waren viele Turmfalken zu sehen. Einmal hatten wir Glück, eine Rohrweihe bei der Jagd beobachten zu können. Ergänzend sei erwähnt, dass sich diese Beobachtungen vom Rad aus ergaben. Vogelfreunde, denen wir begegneten und die zu Fuß unterwegs waren, berichteten z.B. von Schwarzkehlchen und Wiesenweihen.

Hafengebiet (Quelle OpenStreetMap)

Bei Flut ließen sich die Austernfischer an der befestigten Uferzone (Bild oben 1) am Hafen in Langeoog in der Nähe des Vogelschutzgebietes Flinthörn ganz aus der Nähe bei der Nahrungsaufnahme beobachten.

Es war immer das gleiche Vorgehen. Muscheln suchen – finden, an Land bringen – in eine Spalte stecken, die Muscheln öffnen und verspeisen. Insofern man sich ruhig verhält, kamen die Vögel bis auf 3 bis 4 Meter an einen heran. Für Fotos ideal. Später, bei etwas niedrigerem Wasserstand, gesellten sich die Steinwälzer dazu. Im Spülsaum suchten sie nach Nahrung. Sie waren ziemlich quirlig und nicht einfach zu fotografieren.

Mit weiter abnehmenden Wasserstand erschienen weitere Austernfischer und Rotschenkel, die im seichten Wasser nach Nahrung suchten. Mit zunehmender Ebbe zogen sich die Vögel nach und nach aus der Uferzone an der Mole zurück und der nahe Uferbereich lag da wie ausgestorben.
Die beste Zeit zum Fotografieren sind auch hier die Morgenstunden, da das Sonnenlicht dann von hinten einfällt.
Möwen lassen sich im Hafengebiet zu jeder Zeit beobachten und fotografieren, wenn auch der Eindruck aufkam, dass es relativ wenig sind.
Von der östlichen Hafenmole (Bild oben Position 2) kann man auch auf das Watt blicken. Ergiebig war die Aussicht in Hinsicht auf Vögel während unseres Aufenthaltes nicht.

Unser Fazit:

Empfehlenswert ist es die Rastplätze der Zugvögel bei Flut zu kennen. Hier findet man die höchste Dichte an Vögeln.

Unser Tipp zum optimalen Beobachten ist das Ostende der Insel kurz vor dem Maximum der Flut am Vormittag. Bei bestem Licht lässt es sich hier prima beobachten und fotografieren. Der Blick auf das Wattenmeer und damit auf die Fressplätze bei Ebbe ist morgens durch das Gegenlicht eingeschränkt, aber dennoch ein Erlebnis. Am Nachmittag sollte man jedoch bei Ebbe viele Vögel ohne Gegenlicht gut beobachten können. In jedem Fall ist ein Blick auf den Gezeitenkalender zu empfehlen, um nicht vor einer endlosen Wasserfläche ohne Vögel zu stehen. Ein gutes Fernglas oder Spektiv macht das Birding zum Erlebnis.

Die Bilder bei Flick