Turmfalken an der Breberner Mühle

2021 und 2022

Der Turmfalke zählt neben dem Mäusebussard zu den häufigsten Greifvögeln in Deutschland. Jeder hat wohl diese Vögel schon gesehen, wenn sie rüttelnd in der Luft nach Beute spähen. Früher nisteten sie in alten Baumhöhlen, heute nehmen sie gern die Unterstützung der Menschen an und brüten in Kirchtürmen oder anderen Gebäuden. So wurde vom Nabu Selfkant zusammen mit dem Mühlenverein ein Projekt generiert, das die Installation einer speziellen Greifvogelnisthilfe im Rumpf der Breberener Mühle zum Ergebnis hatte. Das Nest ist mit einer Webcam ausgestattet, so dass sich das Brutgeschäft Live verfolgen lässt. Mit einem entsprechenden Teleobjektiv oder Fernglas werden interessante Details aus dem Leben dieser Vögel erlebbar.

Erlebnisse 2022

Systematik

Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Unterfamilie: Eigentliche Falken (Falconinae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Turmfalke (Falco tunninculus).

Kennzeichen

Der Turmfalke ist ein überwiegend rotbraun gefärbter Greifvogel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in der Kopf- und Schwanzfärbung.

Männchen

hell- bis blaugrauer Kopf und ebenso eine gefärbte Schwanzfedern
Rücken heller und mit schwarzen Flecken versehen
Schwanz hat eine schwarze Endbinde

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aufgenommen am 19.6.21; Breberner Mühle

Weibchen

einheitlich rotbraun gefärbt
Querbänderung am Schwanz

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aufgenommen am 25.12.2020 bei Gangelt

Vorkommen

In offenen Kulturlandschaften.
Zum Jagen werden freie Flächen mit niedrigem Bewuchs benötigt.
Kurzstreckenzieher.
Der Lärm von Maschinen und die Nähe von Menschen stören ihn nicht bei seinem Brutgeschäft.

Zugverhalten

In Deutschland vorkommende Turmfalken sind überwiegend Stand- und Strichvögel. Nur wenige Vögel unternehmen weite Wanderungen und überwintern in südlicheren Regionen.

Nahrung

Feldmaus, Rötelmaus, Spitzmaus, Maulwurf und Wühlmaus
Heuschrecken, Käfer, Eidechsen
Kleinvögeln
Der tägliche Nahrungsbedarf ist mit 3 bis 4 Feldmäusen pro Tag gedeckt. /1/

Jagdverhalten

Turmfalken jagen im Suchflug oder vom Ansitz aus. Beim Suchflug bleiben sie in der Luft auf der Stelle stehen und „rütteln“.

Rüttelflug

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aufgenommen am 21.4.2020 im Gangelter Bruch

Um für einige Zeit an derselben Stelle in der Luft verharren zu können, müssen Vögel sehr kräftig mit ihren Flügeln schlagen, dabei jedoch lediglich für einen Auftrieb und nicht für einen Vortrieb sorgen. Der Rüttelflug ist sehr kräftezehrend.

ruettelflug Kopie


S/W Konvertierung einer Rüttelflugszene (2.6.2021)

Hartley (1958) stellte fest, daß in England beim Turmfalken nur 24 von 192 Rüttelflügen zu einem Sturzflug am Boden führten. Der Sturzflug wird dann eingeleitet, wenn der Falke eine Beutetier am Boden ausgemacht hat. Häupl (1972) beobachtete 246 Rüttelflüge, 41 endeten im Sturzflug, wobei nur die Hälfte erfolgreich war. /1/

– Ansitzjagd

Vorrangig im Winter wird vom Ansitz aus nach Beute Ausschau gehalten. Mit dem Wechsel seiner Jagdtechnik zur Ansitzjagd reduziert der Turmfalke seinen Energieaufwand.

Der Turmfalke gehört zu den Bisstötern. Seine Fänge nutzt er zum Festhalten der Beute und er tötet diese mit einem Biss in die Wirbelsäule. Die Beute ist sofort tot. Der Schnabel ist mit einem „Falkenzahn“ ausgerüstet, eine Ausbuchtung der oberen Schnabelschneide. Diese Ausformung des Schnabels unterstützt den Biss in den Nacken

Paarungszeit

Die Paarungszeit bei Turmfalken ist von April bis Juni.

Brutverhalten

in Spalten und Höhlen
verlassene Krähen- oder Elsternester
Sekundärhabitate wie Kirchtürme, Trafostationen

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Turmfalken haben eine Brut, ggf. ein oder zwei Nachgelege ( Nachgelege, bei Störung oder Verlust des ersten Geleges meist in einem neuen Nest) und bei günstigem Wetter auch eine Zweitbrut. Die Eiablage beginnt Ende April. Es werden 5 bis 6 Eier in Abständen von ein bis zwei Tagen gelegt.

Falkenei, die Größen variieren zwischen 34-44mm und 28-34mm, ca. 25 Gramm

Während des Brütens wird das Gelege oft verlassen, das Weibchen sitzt erst dauernd auf den Eiern, wenn das Gelege vollständig ist. Das Männchen versorgt das Weibchen auf dem Gelege. Nach 28 – 31 Tagen schlüpfen die Jungvögel.

Beobachtungen im Jahr 2022:

23.4.22 – erstes Ei im Nest gesichtet
30.5.22 – erster Falke geschlüpft

w_2022-04-23 erstes Ei
w_2022-04-28 drei Eier

links: 23.4.2022 erstes Ei / rechts: 28.4.2022 drei Eier

w_2022-06-01 geschlüpft
w_2022-06-04geschlüpft mit Altvogel

1.6.2022 Die Jungvögel waren am 30.5. 2022 geschlüpft

Das Weibchen füttert die junge Brut, das Männchen ist für die Nahrungsbeschaffung verantwortlich.

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15.6.2022 Der erste Blick über den Nestrand, jetzt beginnt die interessante Zeit des Beobachtens und Fotografierens vor Ort.

Die Nahrungsübergabe erfolgt an einer nahe gelegenen Futterübergabestelle oder direkt im Horst.

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Zu Beginn der Nestlingszeit habe ich oft beobachtet, dass das Männchen Mäuse in den Horst bringt und sofort wieder davon fliegt. So liegt die Vermutung nahe, dass die Nahrungsübergabe der Breberner Falken direkt im Nest erfolgt.

Zwischen den Anflügen zum Nest sitzen die Altvögel oft auf einem nahegelegenen Orientierungsschild. Erst wenn sie dort verschwunden sind, heißt es Augen auf und die Kamera auf das Nest positionieren. In der Regel dauert es mindestens 30 Minuten ehe sie wieder mit Beute erscheinen. Um die Mittagszeit ist Aktivität am geringsten.

Ein weiterer Ruheplätze der Altvögel, sind die Straßenlampen neben dem Cafe.

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lagekarte

Das Weibchen füttert die Jungen zunächst nur mit dem Muskelfleisch der Mäuse. Nach ungefähr zwei Wochen übernimmt die Nahrungsaufbereitung der Nachwuchs selbst. Ab diesem Zeitpunkt füttern beide Elternteile direkt. In ihrer Gier verschlucken die Jungfalken die Mäuse oft völlig unzerteilt. Dies wurde insbesondere 2021 beobachtet. Der Nachwuchs aus dem Jahr 2022 zeigte dieses Verhalten nicht. Hier wurde gesehen, dass die Falken sich die Mäuse „brüderlich“ teilen.

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Zwischen den Mahlzeiten haben die Jungvögel ein großes Ruhebedürfnis. Nach ca. 20 Tagen hat der Falkennachwuchs sein volles Gewicht erreicht. Bis dahin heisst es fressen, fressen und fressen. Für die Altvögel ist ein hartes Stück Arbeit.

(Tag füttern: futter21; futter22)

Mit einem Staubbad pflegen die Turmfalken ihr Gefieder und werden so Parasiten los. Schon die Kleinen achten auf Sauberkeit, die Verdauungsreste gehen im hohen Bogen über die Nestkante. Genau darunter ist die Tür zur Mühle. Der Nachwuchs schaut dann auch gleich ob er jemanden getroffen hat. 🙂

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Kommen die Altvögel mit Nahrung werden die Jungen unruhig. Mitunter wagen sich die Jungvögel sehr weit vor. Und wenn dann die anderen bei Aussicht auf Nahrung nachrücken, ist es geschehen. Ein junger Falke fällt aus dem Nest.

Der Jungvogel unten im Bild wurde nicht wieder ins Nest zurück gesetzt, sondern in Greifvogelstation des Nabu Selfkant groß gezogen und ausgewildert. Er hatte keinerlei Verletzungen, die Flügel waren bereits soweit entwickelt, dass er zumindest gut landen konnte. Hinweise wie mit jungen aus dem Nest gefallenen Falken umzugehen ist, sind auf der Internetseite von Sylvia Urbaniak zu finden

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Ca. 3 Wochen nach dem Schlupf wir das Flügeltraining immer intensiver und der Tag, dass der erste Falke das Nest verlässt rückt immer näher.


(Tags: flugue21, flugue22)

Genau 27 Tage nachdem sie das Licht der Welt erblickt hatten, flog der erste Falke am 27.6. 2022 aus dem Nest. Josef Ars war in diesem Moment vor Ort und ihm gelang das erste Foto.

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Große Strecken fliegen sie noch nicht. Sie sitzen in unmittelbarer Nähe der Mühle oder auf dem nahe gelegenen Dach des Cafes. Da sie noch kaum Scheu vor dem Menschen haben, ist die Fluchtdistanz recht klein und es bietet sich die einmalige Möglichkeit für schöne Falkenportraits.

(Tags: falken_port_21, falken_port_22)

Die Flugkünste der jungen Falken sind noch nicht perfekt, verbessern sich jedoch von Tag zu Tag.

(Tags: ausflug22, klettern22)

Das Falkenmännchen hat die Jungfalken immer unter Beobachtung.

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Dann kommt der Tag, wo auch der letzte Falke das Nest verlassen hat. Die Aufenthalte an der Mühle werden immer weniger. Die Altvögel füttern die Jungen noch ein paar Wochen bis sie völlig selbstständig sind.

Für mich bleiben die Erinnerungen an schöne Stunden an der Breberner Mühle und die Vorfreude auf das nächste Jahr.

(Tags: falken_best)

In meinen Flickralben finden Sie mehr als 300 Fotos von Falken, aufgenommen an der Breberner Mühle 2020 2021 2022

Quellen; lesenwert

/1/ Rudolf Piechocki; Die neue Brehm-Bücherei, „Der Turmfalke“ Heft 116, 1979

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/turmfalke/

https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/turmfalke/

https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/turmfalke.html