Westfjorde
Ankunft – 23.Juni 2015 Düsseldorf 20:50 Uhr – Start mit WOW nach Reykjavik.
Nach 3 Stunden Flug landeten wir wieder in Island. Die Abfertigung im Flughafen und bei Europcar ging wie bei der ersten Reise ganz flott und das erste Ziel war „unsere“ Unterkunft in der Brattaga im Zentrum der Hauptstadt. Diesmal hatte das Mietauto kein Navi und wir mussten uns auf die Beschreibung des Reisebüros verlassen. Und damit hatten wir ein kleines Problem: „ …. Kringlumýrarbraut über. Dieser folgen Sie weiter geradeaus und über einige Kreuzungen hinweg bis Sie auf die Straße Miklabraut treffen. Hier biegen Sie links, folgen der Miklabraut, die bald in die Hringbraut übergeht. Sobald Sie rechterhand den Stadtsee Tjörnin sehen, geht es noch vor der Ampel die zweite Straße rechts hinein (Tjarnargata). Diese fahren Sie mit dem See zu Ihrer Rechten durch, überqueren die Vonarstræti (kurz links und direkt wieder rechts abbiegen) und sind dann auf der Aðalstræti. Von hier aus können Sie nach links in die Einbahnstraße Brattagata ein und fahren diese einige Meter hoch bis zum Gästehaus.“ – So einfach? Ja, wenn man ortskundig ist oder ständig anhalten könnte und die Straßennamen finden würde. Erschwerend kam hinzu, dass die Karte von Europcar eine so kleine Schrift hatte, dass wir sie beide nicht entziffern konnten. Ein netter Tankstellenmitarbeiter wies uns den etwas längeren Weg über das markante Ziel Hafen. So haben wir die uns bekannte Unterkunft dann doch gefunden. Weit nach 24 Uhr war es, ehe wir vor Ort waren. Das konnte uns aber alles nicht die gute Laune verderben und von einem kleinen Abstecher in die Stadt und den Hafen abhalten.
1.Tag – 24.Juni 2015 Zur Halbinsel Snæfellsnes
Die innere Uhr holte mich bereits früh aus den Federn und der Tag begann mit einem erneutem Ausflug zum Hafen, denn hier gibt es immer Interessantes zu sehen. Nach dem Frühstück war es dann endlich soweit und am Horizont ließen sich bald die ersten schneebedeckten Gipfel ausmachen… Über Borgarnes und das Gebiet Mýrar erreichten wir die Halbinsel Snæfellsnes. An der Raudfeldar Schlucht hat das Wasser einen tiefen Einschnitt in den Berg geschaffen. Im kühlen Schatten hält sich der Schnee vom Winter noch sehr lange an diesem sagenbehafteten Ort. Gleichzeitig bot sich ein herrlicher Blick auf die weite Ebene.
Vor dem Parkplatz am Hof Ytri- Tunga stauten sich die Fahrzeuge. Ein Reisebus kam weder vor noch zurück und sorgte somit für eine eher ungewöhnliche Verkehrssituation. Der Hinweis im Reiseführer, dass hier Seehunde zu sehen sind, lockte die Touristen in Scharen. Und es war wie beschrieben. Eine Gruppe Seehunde präsentierte sich den neugierigen Besuchern. Die Tiere schwammen direkt auf uns zu, kannten offenbar keine Scheu vor Menschen und ließen sich von den Fotografen geduldig ablichten. (siehe Bilder Hof Ytri- Tunga) Der Snæfellsjökull, ein vergletscherter Vulkan mit 1446 Metern Höhe, zeigte sich bei wolkenlosem Himmel von seiner ganzen Schönheit. Über die Strasse 570, eine gut zu befahrende Schotterpiste, ging es hoch in Richtung Vulkankrater. Der Weg führt an den Gesangshöhlen (Sönghellir) vorbei. Hier ist ein besonders gutes Echo zu hören. Kurz vor dem Gipfel verhinderte ein Wall aus lockerem Vulkangestein sehr wirkungsvoll die Weiterfahrt für normale PKW`s. Da sind die Isländer sehr pragmatisch. Nur so lassen sich die Touristen davon abhalten, verbotene und oft gefährliche Wege zu gehen. Der Gletscher hat eine Ausdehnung von ca. 12 Quadratkilometern. Auf dem Plateau bot sich uns ein herrlicher Ausblick auf die Umgebung. Übrigens begann Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ hier im Gebiet des Snæfellsjökull. Am Fuße des Snæfellsjökull gibt es Höhlen und den alten Anlegeplatz Dritvík zu bewundern. Der Strand bei Dritvík ist dekoriert mit den Resten eines Kutters, der hier 1948 in Seenot geriet und strandete. In`s Auge fallen auch ein große Steine am Wegesrand. Der Fullsterkur (Ganzstark) wiegt 155 kg, der „Halbstarke“ 140 kg und die „Halbe Portion“ bringt 49 kg auf die Waage. Mit diesen Steinen sollen die Fischer ihre Kräfte gemessen haben und wurden nur nach bestandener Kraftprobe angeheuert. Angeblich war der Fullsterkur das Maß der Dinge. Nur wer ihn auf ein Podest heben konnte, durfte mit zum Fischfang auf See – so einfach kann Personalauswahl sein. Unser Tag endete mit einem Spaziergang am malerischem Strand von Arnarstapi.
2.Tag – 25.Juni 2015 Unterwegs auf der Halbinsel Snæfellsnes
Von Arnarstapi nach Stykkishólmur
Die zwei hohen Felsen bei Lóndrangar (61 und 75 Meter hoch) sind markante Blickpunkte in der Landschaft. Sie gehören ebenso wie der Vulkan Saxhol zum Vulkansystem des Snæfellsjökull, ein alter Zentralvulkan, der die Gegend hier schon vor vielen Jahrtausenden geprägt hat. Seine letzten Aktivitäten liegen bereits ca. 4.000 und 1.750 Jahre zurück.
Weiter auf der Strecke gelangt man an den westlichsten Punkt der Halbinsel Snæfellsnes. Früher wurde hier Landwirtschaft betrieben, heute erinnern nur noch Ruinen an diese Zeit.
Ólafsvík liegt an der Westspitze der Halbinsel Snæfellsnes am Breiðafjörður und wird vom 415 Meter hohen Tafelvulkan Ólafsvíkurenni überragt. Eigentlich wollten wir einen Abstecher in eine sehr einladende, grüne Tiefebene unternehmen. Doch ein Hinweisschild, dass das Weiterfahren untersagt ist, beendete unser Vorhaben. Kaum zu glauben, aber es leben auch Isländer hinter Gittern.
Wobei das unser positives Bild von Island nicht trübt. Wir haben z.B. nie ein abgeschlossenes Fahrrad (außerhalb der Hauptstadt) gesehen, Türen der Ferienhäuser waren nicht verschlossen – das Eigentum anderer wir einfach respektiert. Grundarfjörður liegt am Fjord Grundarfjörður und ist umgeben von hohen Bergen. Der Kirkjufell, ein spitzer Gipfel, den wahrscheinlich Eiszeitgletscher in die Mangel genommen haben, prägt das Landschaftsbild.
Abseits der Hauptstrasse führt die Nebenstrasse 558 über abenteuerliche Wege durch ein Lavafeld. Das war Island live und die erste bestandene Belastungsprobe für das Mietauto. (siehe Bilder Nebenstrasse 558) Stykkishólmur, das Ziel unserer Tagestour, liegt am südlichen Breiðafjörður auf der Halbinsel Þorsnes. Markant die Felsen am Hafen und der rote Leuchtturm. Stykkishólmur ist ein schickes und sehr sauberes Städtchen, welches zum Verweilen einlädt.
3.Tag – 26.Juni 2015 Stykkishólmur – Breiðavík
Mit der Fähre starteten wir am Morgen von Stykkishólmur nach Brjánslækur. Einen Zwischenstopp gab es auf der kleinen Insel Flatey.
Vom Brjánslækur ging die Reise auf der 62 über die Hochebene von Kleifarheiði und dann an der Küste des Patreksfjörður auf der 612 in Richtung Látrabjarg weiter. Am Ende des Patreksfjörður gab es ein altes Schiff zu sehen. Weiter führte unser Weg über eine halsbrecherische Bergstrecke an den weiten Strand von Sandsfjöll. Übernachtet haben wir in Breiðavík. Die Ferienanlage liegt direkt am Meer.
Die Vogelfelsen Látrabjarg – ein ganz besonderes Erlebnis
Von Breiðavík führt eine Schotterstrasse nach Látrabjarg, dem westlichsten Punkt Islands. Látrabjarg ist gleichzeitig einer der bekanntesten Vogelfelsen auf der Insel. In den bis zu 450 m hohen Kliffs leben unzählige Seevögel der Papageitaucher (Fratercula arctica) oder Puffin gehört zur Familie der Alkenvögel. Sie brüten in Erdhöhlen direkt am Klippenrand. Völlig ohne Scheu vor dem Menschen verlassen sie diese und sind so begehrtes Fotomotiv zahlreicher Fotografen. Ganz ungefährlich ist die Angelegenheit nicht, da die Vögel an der Klippenkante ihre Höhlen gebaut haben und der Randbereich durch an Stabilität verloren hat. Die Behörden haben eine weiße Linie gezogen, welche nicht überschritten werden soll. Sicher ein gut gemeinter Rat, nur haben sich die wenigsten Touristen daran gehalten.
4.Tag – 27.Juni 2015 Breiðavík – Patreksfjörður
Den Samstag begannen wir bei strahlendem Sonnenschein mit einer Wanderung am Strand von Breiðavík. Zunächst galt es den Brutplätzen der Seeschwalben auszuweichen. Sie attackieren erbarmungslos jeden, der diesen zu nah kommt. Am Ende der Bucht gab es die Ruinen eines verlassenen Bauernhofes zu entdecken.
Auf dem Hof Hnjótur fröhnte Egill Ólafsson seiner Sammelleidenschaft. Die Überreste einer demontierten DC 3 und ein paar Schiffe hatten wir schon am Vortag entdeckt. Neugierig geworden, besuchten wir das kleine Museum. Viele Gegenstände aus dem Leben der Isländer und historische Fotodokumente werden hier liebevoll dargeboten. Tálknafjörður ist ein kleiner Fischerort im gleichnamigen Fjord unweit von Patreksfjörður. Am Ausgang des Fjordes befinden sich die Überreste einer Walfangstation. Bis auf eine verfallene Blechhütte und schemenhafte Fundamente war leider nichts zu sehen. Schade, hier hatten wir mehr erwartet. Jedoch war die Wanderung am Fjord den Abstecher wert, in der warmen Nachmittagssonne ließ es sich am Sandstrand gut relaxen.
5.Tag – 28.Juni 2015 Patreksfjörður – Ísafjörður
Auf unbefestigten Straßen ging es entlang malerischer Fjorde, über hohe Berge, vorbei an schneebedeckten Hängen und Wasserfällen. Der Dynjandi – gespeist durch den Fluss Dynjandisá – ist der größte Wasserfall in den Westfjorden. Bis zur nächsten Sehenswürdigkeit hieß es dann wieder die Natur aus dem Auto zu genießen. Der Hof Hrafnseyri liegt am Nordufer des Arnarfjörður. Hrafnseyri ist der Geburtsort von Jón Sigurðsson (1811–1879), der im 19. Jahrhundert für die Selbstständigkeit seines Landes gekämpft hat. Sein Geburtstag – der 17. Juni – ist der isländische Nationalfeiertag.
Pingeyri ist ein alter Handelsplatz am Dýrafjörður. Für Fans historischer Fertigungstechnik lohnt sich ein Abstecher in die Maschinenwerkstatt
von Guðmundur J. Sigurðsson. Sie besteht seit 1913 und viel hat sich offenbar nicht geändert. Ísafjörður liegt am Skutulsfjörður – was „Eisfjord“ heißt – und ist der größte Ort in der Region. 1866 erhielt der Handelsort das Stadtrecht, zahlreiche schmucke Holzhäuser aus dieser Zeit prägen noch heute das Stadtbild.
6.Tag – 29.Juni 2015 Ísafjörður – Súðavík, auf dem Weg in die Abgeschiedenheit
Ohne Abkürzungen durch die Berge führte uns die Tour entlang der Seitemarme des Ísafjarðardjúp zum Bauerngasthof Heydalur. In der Ferne war über weite Strecken der nördlichste große Gletscher Islands, der Drangajökull („Felsengletscher“), durch dichte Wolkenformationen auszumachen. Im Fjord Skötufjörður bei Litlanes, gab es erneut Seehunde zu beobachten. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass hier für die Touristen zwei Ferngläser in einer Kunststoffdose bereit lagen. Als Dank für diesen Service wurde vom Eigentümer ein freiwilliger Obolus erwartet.
Die meisten Höfe in dieser Gegend sind inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. Die Besitzer des Hofes Heydalur, am Ende des Fjords Mjóifjörður, sind jedoch geblieben. Sie haben sich von der Landwirtschaft
losgesagt und setzen mit Erfolg auf den Tourismus. Ganz kann der Gastgeber seine Wurzeln nicht verbergen, vieles sieht etwas „hand made“ aus. Doch das wird mit viel Freundlichkeit und Charme wett gemacht, so dass wir uns sehr wohl gefühlt haben. Nach einem ausgedehntem Spaziergang durch das Tal in Richtung Berge war Entspannung im Hotpot angesagt. Das Abendessen, eine isländische Fleischsuppe (vergleichbar dem Irish Stew), war super lecker. Neben der Möglichkeit zu wandern, werden auf Heydalur Kajakfahrten und Ausritte mit den hofeigenen Islandpferden angeboten. Für Kinder gibt es einen großen Spielplatz und es kann gezeltet werden – alles in einer sehr schönen natürlichen Umgebung, ideal um einmal völlig abzuschalten.
7.Tag – 30.Juni 2015 Súðavík – Drangsnes
Am Ende des Ísafjarðardjúp liegt Vatnsfjördur. Ausgrabungen haben hier einen der größten Höfe aus dem Mittelalter freigelegt. Grettirs Saga berichtet, daß sich der Held Grettier der Starke an diesem Ort aufhielt. Um 1400 wohnte auf dem Hof Björn Einarsson, den Isländern bekannt bekannt durch seine Reise nach Jerusalem. Am Meer befindet sich ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Schuppen.
Über den wolkenverhangenen Pass Steingrímsfjarðarheiði erreichten wir dann den Fjord Steingrímsfjörður. Unsere erste Station am Steingrímsfjörður war das Hexereimuseum in Hólmavík. Nach dem Ende der Reformation in Island (zu Beginn des 17. Jahrhunderts) setze eine ca. 100 jährige Epoche ein, wo Menschen wegen Zauberkünsten und Hexerei verurteilt wurden. Viele der geistlichen und weltlichen Oberhäupter, von denen diese Verfolgungen ausgingen, hatten interessanterweise zuvor in Dänemark oder Norddeutschland studiert.
Das Hexenhandwerk war in Island vorwiegend Männersache. Seine Wurzeln liegen im ursprünglichen Volksglauben. In den Westfjorden, einem Zentrum der Hexerei, besaß eine Adelsfamilie fast das gesamte Land. Das gemeine Volk hatte keine Chance auf legalem Weg zu Reichtum zu gelangen. Eine Lösung die eigene Lage zu verbessern, suchte man über Hexerei. Zum Teil recht makabere Anleitungen wie das bewerkstelligt werden sollte, können im Hexereimuseum nachgelesen werden. Im Fischerort Drangsnes, gegenüber der Insel Grímsey, hatten wir unser Quartier.
Drangsnes gehört zur Region Strandir. Die Menschen sollen hier, so erfuhren wir im Hexenmuseum, traditionell listiger und mit den Hexenkünsten bestens vertraut sein. Ein alter Vers sagt: „Auf den Kopf fiel der Held, seine Glieder schmerzten. Unklug ist`s zu ringen mit den Zauberern von Strandir.“ In Kluka, nördlich von Drangsnes, begegneten wir wieder den Zeugnissen der Hexerei. In dem kleinen Dorf lebten im 18. Jahrhundert 4 Menschen. Bei einer Zählung wurden 2 Kühe, 20 Schafe, 1 Lamm und 1 Pferd registriert.
8.Tag – 01.Juli 2015 Drangsnes – Krossneslaug
Irgendwo steht geschrieben, dass die Isländer für die wenigen warmen Sonnentage mit vielen wolkenverhangenen, kalten und stürmischen Tagen bezahlen müssen. Der 1. Juli bescherte uns einen solchen grauen Tag, zum Glück ohne Regen. Bei 6 °C und einer sehr steifen Brise aus Nord Ost war uns schnell nach einer Aufwärmung zu Mute.
So fuhren wir auf der Schotterpiste Nr. 643 ca. 90 km nach Norden um ein warmes Bad zu nehmen. Das Freibad Krossneslaug wurde 1953/54 erbaut und bietet in unmittelbarer Nähe des tosenden Ozeans ein tolles Badeerlebnis. Auf dem Rückweg genossen wir bei Kaffe und Kuchen eine gemütliche Stunde im Hotel Djupavik. Gegenüber dem Hotel befindet sich eine verlassene Fischfabrik, die von 1934 bis 1948 ihre goldenen Zeiten erlebte. Ca. 250 Arbeiter waren hier beschäftigt um Fischmehl und Öl herzustellen. Versorgt wurden die Beschäftigten von den umliegenden Bauernhöfen. Mit dem Verschwinden des Herings zog Stille in den kleinen Ort ein. Nach erfolglosen Versuchen die Fabrik für andere Zwecke zu nutzen, war 1954 endgültig das Ende da. Der Ort lebt heute von seinen Erinnerungen. Anziehungspunkt ist das schmucke Hotel, welches seine Besuchen mit dem Slogan „Coffe for free“ angelt. In der ehemaligen Fischfabrik finden heute Konzerte statt und es werden Ausstellungen organisiert.
Unbeabsichtigt hatten wir den Hintereingang der Fischfabrik benutzt und sind so auf eine private Sammlung alter Autos gestoßen. Wir konnten Bereiche der Fabrik erkunden, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Manchmal ist es doch gut, wenn man nicht lesen kann. In der eigentlichen Ausstellung werden Fotos aus der Vergangenheit gezeigt, moderne Kunst – gefertigt aus dem angeschwemmten sibirischem Treibholz – sucht ihre Bewunderer.
9.Tag – 02.Juli 2015 Drangsnes – Borgarnes
Die grauen Wolken des Vortages verzogen sich am Morgen. Nach und nach kam die Sonne wieder hervor und das Thermometer kletterte auf 16 °C. Unser Weg führte uns an Hólmavík vorbei über die Berge in die Tiefebene zwischen Borgarnes und Reykholt. Das Reykholtsdalur ist geprägt von grünen Weiden und einer Vielzahl von heißen Quellen. Im Freilichtmuseum Eiríksstaðir wird an Erik „der Rote“ Thorvaldsson, den Entdecker Grönlands, erinnert. In einem Langhaus, welches nach alten Vorlagen rekonstruiert wurde, informierte ein „Wikinger“ über die alte Zeit. Das reine „Zuckerschlecken“ dürfte es nicht gewesen sein in einem solchen Haus zu leben. Auf engstem Raum waren viele Menschen untergebracht. Es wurde nur sehr klein gebaut, da das Heizen in Folge von Brennstoffmangel ein großes Problem darstellte.
Auf greenland.com ist die Geschichte von Erik dem Roten wie folgt zu lesen:
„Eirikur rauði Þorvaldsson (ca. 950-1003 n. Chr.) wurde wegen seines roten Bartes und seiner roten Haare Erik der Rote genannt, vielleicht aber auch wegen seines unkontrollierbaren Temperaments. Es heißt, dass er ein sehr aufbrausender Herr war, der nach mehreren Landesverweisen – zunächst aus Norwegen und später aus Island – sich in Grönland niederließ. Laut den Sagas wurde sein Vater, Þorvaldur Ásvaldsson, 960 n. Chr. wegen ‚einiger Morde‘ aus Norwegen verwiesen, und Eriks gesamte Familie ließ sich deshalb auf Island nieder. Hier heiratete Erik der Rote (im Reykholtsdalur) Tjodhilde, aber das Schicksal seines Vaters sollte ihn bald selber ereilen. 982 wurde er in Island wegen Mordes für drei Jahre des Landes verwiesen.
Deshalb zog er im selben Jahr gen Westen und entdeckte ein Land mit einer einladenden Fjordlandschaft und fruchtbaren, grünen Tälern. Er zwischen Borgarnes und Reykholt Freilichtmuseum Eiríksstaðir Lavawasserfälle Hraunfossar war von den Ressourcen des Landes sehr beeindruckt und kehrte nach Island zurück um vom „grünen Land“ zu berichten. Erik der Rote hatte mit seinen Überredungskünsten großes Glück, denn 985 machte er sich wieder auf den Weg von der Vulkaninsel und führte 25 Schiffe mit Kurs auf Grönland an. An Bord befanden sich um die 500 Männer und Frauen, Haustiere und alles, was man für ein neues Leben braucht.
Von den 25 Schiffen erreichten nur 14 ihr Ziel. Erik der Rote gründete in Südgrönland den Häuptlingssitz Brattahlið, das heutige Qassiarsuk, während sich andere weiter weiter gen Norden zum Fjord bei Nuuk begaben. Diese zwei Siedlungen wurden Ost- und Westsiedlung genannt. Um das Jahr 1000 bestanden die Wikingergemeinden aus ca. 3.000 Menschen, die auf über 300-400 Gehöfte verteilt waren. Die Wikingergemeinde überlebte 500 Jahre lang. Warum sie verschwand, ist noch immer ein großes Mysterium: ein kälteres Klima, Streitigkeiten mit den Inuit, europäische Seeräuber, Überweidung und die Pest sind jedoch nur einige der seriöseren Vermutungen.“
Bei Reykholt schauten wir uns noch die Lavawasserfälle Hraunfossar, eines der ausgefallensten Naturwunder von Island, sowie der Wasserfall Barnafoss an.
10.Tag – 03.Juli 2015 Borgarnes – Keflavik
Diesmal wählten wir nicht den kürzesten Weg zurück, sondern unternahmen eine Tour entlang des Hvalfjörður, besuchten Þingvellir und fuhren entlang der Küste in Richtung Flughafen. Am Ende des Hvalfjörður stießen wir auf die Hinterlassenschaften der US Armee im zweiten Weltkrieg. Der Fjord bot Schutz für eine große Basis, von welcher aus die russischen Streitkräfte mit Material versorgt wurden. In den Baracken der Amerikaner schlafen heute die Touristen. Gegenüber der US Streitkräften hatten auch die Britten ein Camp. Informationstafeln am Wegesrand erinnern an diese Zeit. Für Island bedeutete diese Besatzung Kontakt mit Neuem.
Die Landschaft östlich von Reykjavik – zwischen dem Hvalfjörður und Selfoss – war für uns eine Entdeckung. Hohe Berge, weite grüne Täler und ein Fjord, den man verpasst, wenn die schnelle Strecke durch den Tunnel an der 1 gewählt wird. Der Rückflug am nächsten Tag startete bereits um 6 Uhr. Um ein wenig länger schlafen zu können, übernachteten wir in Keflavik. Wie es sich herausstellte, ein ganz netter Ort. Unser Gastgeber bot einen kostenfreien Transportservice zum Flughafen an. So konnten wir unser Mietauto bereits am Vortag abgeben und sparten die Kosten für einen Tag Automiete und hatten einen letzten netten Abend.
Die Bilder sind in chronologischer Reihenfolge in einem Album bei Flickr zusammen gefasst.