Landschaftsfotografie – wie ehrlich ist der Fotograf?


Steffen Körber schreibt im fotoespresso 3/2017 „Bei Landschaftsaufnahmen wird meiner Meinung nach oft stärker nachbearbeitet als man es von diesem Genre eigentlich erwarten würde.“ Da spricht er mir voll aus dem Herzen.

„Die im Vorfeld einer Reise betrachteten Bilder bauten in ihm eine gewisse Erwartung auf, wie Island aussehen würde. Er schreibt: „Wie selbstverständlich nahm ich sie als ›Vorlage‹ dafür, wie ich ­Island fotografisch gerne einfangen wollte. Die Faszination, die ich noch am ersten Tag vor Ort verspürte, wurde leider schnell von einer gewissen Enttäuschung verdrängt. Eine Enttäuschung darüber, wie ›unspektakulär‹ Island im Vergleich zu diesen Bildern aussieht, die ich gesehen hatte.“

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Gegenüber anderen Regionen Islands finde ich den Süden auch nicht als das Gebiet mit den schönsten Fotomotiven. Dennoch hat er recht, gaukeln uns oftmals Landschaftsbilder eine Stimmung vor, die man nur schwer wieder findet.

Sicher kann der Betrachter um die Mittagszeit bedingt durch das Licht keine Morgen- oder Abendstimmung erleben. Nein, um spektakuläre Fotos aufzunehmen muss man oftmals früh raus, die örtlichen Gegengebenheiten genau kennen und mit dem Wetter Glück haben. Oftmals dauert die Vorbereitung viel länger als die Aufnahme für das eigentliche Foto.

Der „0815 Urlauber“ hat da schlechte Karten. Ja, eine Fotoreise kann in Arbeit ausarten.

Fotoeffekte, Filter, Presets und LUT`s der Bildbearbeitungsprogramme laden jeden zur Bildmanipulation am PC ein. Nachstehend ein Beispiel aus der Werbung von ON1, einer leistungsfähigen Bildbearbeitungssoftware.

Und um sich von der Masse abzuheben, werden diese Möglichkeiten vielfach genutzt. Es ist heute kein Problem mehr aus einer trostlosen Aufnahme eine knackiges Landschaftsbild zu machen.

Wo ist die Grenze? Schwer zu sagen. Ohne Bildbearbeitung geht gar nichts. Selbst der, der die Bilder nur als jpg aufnimmt, entscheidet über die Filmsimulation wie das Bild später aussieht. Als Fuji Fotograf gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

(Quelle: The Fujifilm Blog – mehr erfahren)

Auf unserer Bretagnereise 2018 stand auch das malerische Haus in der Nähe des Pointe du Chateau auf dem Fotoprogramm. Leider vermiesten zwei Autos vor dem Haus das Motiv.

Vor kurzem hatte in einem sozialen Netzwerk eine sehr schöne Aufnahme dieses Motivs gefunden. Dem Fotografen hatte ich dann zu dem glücklichen Umstand gratuliert, dass im Moment der Aufnahme keine Auto davor stand. Die Antwort war, es standen sogar zwei Autos davor, aber das ist mit den Mitteln von Photoshop heute kein Problem, diese zu beseitigen.

Damit habe ich ein Problem! Bleibt die Frage, wo beginnt Manipulation, ab wann ist sie unzulässig?

Ist das Titelbild echt?

Ja, als wir am Gardon ankamen, dominierte ein dichter Nebel. Um in diesen Bereichen etwas Struktur rein zu bekommen, wurden die Lichter im HDR Tool von Capture 0ne auf 100 gesetzt. Die Sättigung der gelben Blätter habe ich leicht angehoben.