Die Kiebitze sind wieder da

Der Kiebitz ist ein Kurzstreckenzieher. Er gehört zur Familie der Regenpfeifer. Sein Gewicht liegt  zwischen 180 und 280 Gramm und er ist in etwa so groß wie eine Taube. Ihre Winterquartiere haben sie im Süden Europas und Norafrika. In warmen Wintern kann es vorkommen, dass sie hier bleiben oder in Großbritannien und Irland überwintern.

„Der deutsche Bestand ist zwischen 1992 und 2016 nach Angaben des DDA um 88 Prozent zurückgegangen. Europaweit haben sich die Bestände seit dem Jahr 1980 nach Angaben des EBCC mehr als halbiert. Die Art gilt daher in Europa als gefährdet und in Deutschland als stark gefährdet. Weltweit steht der Kiebitz auf der Vorwarnliste bedrohter Vogelarten der International Union for Conservation of Nature (IUCN).“ /1/

Der Bestandsrückgang ist darauf zurück zu führen, dass Kiebitze offene Feuchtgebiete mit niedriger Vegetation als Lebensraum bevorzugen. Viele Feuchtwiesen wurden in der Vergangenheit trockengelegt. Dadurch haben viele Pflanzen und Tiere – und so auch der Kiebitz – ihren natürlichen Lebensraum verloren.

Kiebitze kommen relativ früh an ihre Brutorte zurück. In diesem Jahr waren die ersten Exemplare bereits Ende Februar da. Nach der Ankunft beginnen die Männchen mit ihren spektakulären Balzflügen.

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Akrobat der Lüfte

„Mit ihren breiten, abgerundeten Flügeln vollführen die Männchen dieser Vogelart atemberaubende Manöver in der Luft, um den Weibchen zu imponieren. Während sich die Männchen in rasantem Flug ständig die Richtung ändernd durch die Luft bewegen, wummern sie in charakteristischer Weise mit ihren Flügeln. Diese Schallerzeugung mit Hilfe der Flügel ist unter unseren heimischen Vögeln nicht sehr weit verbreitet, weshalb die Balz der Kiebitze ein besonderes Schauspiel ist.“ /2/

Kiebitze sind sehr standorttreu und sie sind monogam, die Partner bleiben ein Leben lang beieinander. Wobei es vorkommt, dass ein Männchen mehrere Weibchen hat.

Brutzeit und Kükenaufzucht

„Ein Gelege besteht meistens aus vier beigefarben bis braun gefleckten Eiern, in sehr seltenen Fällen werden drei oder zwei Eier gelegt. Vier Eier werden von einem weiblichen Kiebitz in etwa fünf Tagen gelegt. Beide Altvögel bebrüten die Eier 21 bis 28 Tage lang, bis die Küken schlüpfen. Während dieser Zeit wird das Nest von beiden Altvögeln vehement gegen Räuber (Prädatoren) verteidigt. Luftfeinde wie Greifvögel werden durch aggressive, schnelle und imposante Luftangriffe abgewehrt, unterstützt von lauten Rufen.

Häufig helfen Vögel von umliegenden Nestern bei dieser Abwehr. Wird das Nest prädiert und ist es noch nicht spät in der Saison, so legt das Weibchen bis zu zwei Ersatzgelege. Beide Elternteile kümmern sich um die Kükenaufzucht. Die Küken sind Nestflüchter und verlassen das Nest bereits wenige Stunden nach dem Schlupf. Dann werden sie bis zu fünf Wochen lang noch von den Eltern geführt, bis sie flügge werden. Diese Zeit verbringen die meisten Familien in der direkten Umgebung des Nestes, andere wandern mit ihren Jungtieren bis zu drei Kilometer weiter in Gebiete, die den Jungtieren mehr oder bessere Nahrung bieten. In den ersten zehn Tagen ihres Lebens sind die Küken noch nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur selbst zu regeln (Thermoregulation). Deshalb müssen die Küken noch gewärmt (gehudert) werden, was meistens vom Weibchen übernommen wird. Die Sterblichkeit (Mortalität) der Küken in den ersten zehn Tagen ist deshalb besonders bei kalten Wetterverhältnissen sehr hoch. Mit 35 Tagen sind die
Küken vollbefiedert und flugfähig. /3/

Meine Kiebitzbilder bei Flickr, aufgenommen auf den Feldern im Selfkant

Kiebitzschutz im Selfkant

Kiebitze brüten bei uns vermehrt auf Äckern. Was gilt es hier für die Kiebitze zu beachten? Im Praxisbuch Kiebitzschutz /1/ des Nabu gibt es dazu diese Hinweise:

„ Gelege auf Ackerflächen können bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr durch Umfahren ähnlich wie im Grünland geschützt werden. Die Markierung der Gelege kann hier entsprechend dem Vorgehen im Grünland vorgenommen werden.

Feuchte Senken, Schotterlinsen und ähnliche Sonderstrukturen auf Äckern nutzen Kiebitze gerne zum Brüten oder für die Nahrungssuche mit den Küken und sollten daher erhalten ?werden.

Ideal ist es, wenn größere feuchte Senken, die ohnehin schwer bestellbar sind, bei der Einsaat ausgelassen werden. Auch die künstliche Anlage von Feuchtstellen im Ackerland wäre wünschenswert, etwa durch den Verschluss von Drainagen, den Anstau von Gräben oder durch Wasserpumpen.

Als Rückzugsräume für Kiebitzküken in Sommerungen wie Mais oder Zuckerrübe können Grasstreifen (zum Beispiel eine Kleegrasmischung) über den Acker angelegt werden.
Wintergetreide wird schon im Herbst eingesät und wächst sehr schnell auf. Es ist daher im Frühjahr nur kurzzeitig als Bruthabitat geeignet.

Im Sommergetreide können Kiebitze dagegen nicht nur Erst-, sondern sogar Nachgelege bebrüten. Darüber hinaus erhöht ein größerer Saatreihenabstand die Attraktivität der Fläche zusätzlich. Vom Verzicht auf Pflanzen- schutzmittel profitieren viele weitere Feldvogelarten.“ /1/

Peter Hamacher widmet sich im Nabu Selfkant dem Kiebitzschutz und hat die Kiebitzvorkommen in unserer Region kartiert.

Quellennachweis:

/1/ Kiebitze schützen – Ein Praxishandbuch https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/kiebitz/19483.html

/2/ Balzflug, Beitrag von Gaby Schulemann-Maier, Team wildvogelhilfe.org

/3/ https://de.wikipedia.org/wiki/Kiebitz_(Art)