Auf Birdingtour in Nordfriesland im September 2021

Titelbild: Uferschnepfe

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Für ziehende Wat- und Wasservögel ist das Wattenmeer „die“ Zwischenstation auf ihrer Reise in den Norden oder Süden. Im Herbst kommen sie aus dem Norden zurück und tanken Energie für ihren Weiterflug in ihre Überwinterungsgebiete. Hier gibt es für die Vögel reichlich Nahrung, Feinde (und leider auch Fotografen) können sie schon von weitem erkennen.

Speziell Watvögel, die es bei uns im Selfkant kaum gibt, wollten wir in unserem Urlaub in Nordfriesland in den letzen beiden Septemberwochen 2021 beobachten und fotografieren.

Auf den Internetseiten des Nationalparks Wattenmeer finden Naturbegeisterte viele Tipps und auch eine Übersichtskarte der Beobachtungsgebiete: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/mediathek/voegel-beobachten-im-nationalpark-wattenmeer/

Unsere Wahl für eine Unterkunft fiel auf Vollerwieck, in unmittelbarer Nähe des NSG Katinger Watt. Nicht zuletzt ein Anruf bei der NABU Station bestärkte uns bei dieser Entscheidung. https://schleswig-holstein.nabu.de/natur-und-landschaft/naturzentren-naturstationen-infos/katinger-watt/index.html

Wir konnten es kaum erwarten die Beobachtungshütten ( https://schleswig-holstein.nabu.de/natur-und-landschaft/naturzentren-naturstationen-infos/katinger-watt/diverses/18076.html ) in der Nähe der NABU Station im NSG Katinger Watt aufzusuchen und wurden arg enttäuscht. Es waren kaum Vögel zu sehen. Wie wir später aus Gesprächen mit anderen Vogelbeobachtern erfuhren, soll es sich vorrangig nur im Frühjahr lohnen hier zu sein. Auch waren ausgezeichnete Wanderwege in Wassernähe im NSG gesperrt.

Entschädigt wurden wir an den Wasserflächen zwischen der K41 (in Richtung Tönning) und der Eider.

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Wasserflächen zwischen der K41 (in Richtung Tönning) und der Eider. (auf die Bilder klicken und das Orginal bei Flickr ist zu sehen)


Zahlreiche Alpenstrandläufer und auch Regenpfeifer zeigten wenig Scheu. Ein Erlebnis war es hier den Nationalparkranger Martin Kühn – ein „wandelndes Naturlexikon“ – zu treffen. 

An der Eider zeigten sich weitere Limikolen, Enten und auch Kormorane. Allerdings war der Fluchtabstand riesig. Der Damm, von dem man aus beobachten kann, bietet keinerlei Deckung und wird auch von zahlreichen Radfahrern genutzt – für das Fotografieren nicht ideal. Mit dem Spektiv lässt sich die Vogelwelt in der Flusslandschaft jedoch gut beobachten.

Am Speicherbecken am Lundenbergsand bei Husum haben wir am zweiten Tag erstmals Löffler in freier Wildbahn gesehen. Das Lundenbergsand Speicherbecken ist mit 3,50 ha eher ein kleiner Speicher, an dessen Ostseite vom Wanderweg aus Einblicke auf das Specherbecken möglich sind. Im flachen Wasser des Speicherbeckens befanden sich ebenfalls Silberreiher und ein großer Schwarm Rotschenkel. An der meerseitigen Badestelle hatten Alpenstrandläufer kaum Scheu vor uns und präsentierten sie sich in minimalem Abstand. Das war natürlich ideal, um diesen kleinen Vertreter der Schnepfenvögel zu fotografieren.

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Alpenstrandläufer


Am Nachmittag besuchten wir erstmals das Everschopsiel. Zu sehen gab es u.a. Goldregenpfeifer, Austernfischer, Alpenstrandläufer, Ringelgänse und einen Großen Brachvogel.

Am 3. Tag unserer Tour wanderten wir auf dem asphaltierten Weg vom Holmer Siel in Richtung Lüttmoor Siel. Auf der Wasserfläche nördlich vom Arlau Speicherbecken schwammen Eider-, Schellente und Nonnengänse.

Mit einer Strandwanderung am Beltringharder Koog begann unser vierter Tag. Im Watt hatten sich hunderte von Pfeifenten eingefunden.

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Pfeifenten


In der Beobachtungshütte am Lüttmoorsee gelangen ein paar schöne Aufnahmen von Bekassinen aus nächster Nähe.

In der unmittelbaren Umgebung gibt es noch weitere Beobachtungshütten: „Die vier Vogelbeobachtungshütten sind ganzjährig frei zugänglich für Sie. Zwei der Hütten befinden sich am Lüttmoordamm, eine Dritte steht mit Blick auf die Salzwasserlagune im Naturerlebnisraum an der Arlauschleuse. Dort steht auch die vierte und neuste Hütte, von der aus ein kleiner See eingesehen werden kann.“ (Quelle: https://www.beltringharderkoog.de/umgebung )

Das NSG Wester Spätinge ( https://schleswig-holstein.nabu.de/imperia/md/content/schleswigholstein/schutzgebiete/nabu_flyer_nsg_westersp__tinge_6-seiter_100x210_2020-11-10.pdf )war unser Nachmittagsziel. Es liegt zehn Kilometer südwestlich von Husum. Ein hoher Schilfgürtel umschließt die Wasserflächen. Nahaufnahmen sind so kaum möglich. Einen Blick auf die vielfältige Vogelwelt hat man nur vom Damm aus. 

Am sechsten Tag suchten wir erneut die Beobachtungshütte im Katinger Watt auf. Mit zwei Pfeifenten, einer Löffelente, einer Grau- und einer Nonnengans mussten wir uns begnügen. Auf der Wiese am großen Aussichtsturm an der L305 war mehr Betrieb. Große Gruppen von Grau- und Nonnengänsen gaben sich ein Stelldichein. Am Watt konnten wir neben Alpenstrandläufern auch Sandregenpfeifer beobachten.

Nachmittags weilten wir erstmals am Tumlauer Koog und danach wieder am Everschopsiel, da hier bisher „immer etwas los war“. Von besonderem Interesse waren für mich die Löffler und Austernfischer. Bei Niedrigwasser sind die Vögel weitab vom Ufer im Watt und nur aus großer Entfernung zu sehen. Es hilft auch nicht in das Watt hinaus zu gehen, da sich keinerlei Deckung bietet. Mit dem Hochwasser wechseln die Vögel ihre Ruheplätze und kommen näher an den Strand. Hier lassen sie sich dann sitzend (fast) aus der Nähe bewundern. Schön zu beobachten war, wie sie auffliegen und sich dann in Richtung Festland neu positionieren. Leider starteten sie einzeln und aus dem geplanten „Gruppenflugfoto“ wurde nichts.

Der Samstag begann in Westerhever mit einer ausgedehnten Wanderung entlang der Salzwiesen. Da zu dieser Zeit Niedrigwasser herrschte, waren nicht übermäßig viele Vögel anwesend.

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Salzwiese


Am Wochenende stand die Teinahme am jährlichen Westküsten-Vogelkiek auf dem Programm. Unter fachkundlicher Begleitung sollen auf den Touren die wichtigsten Rastplätze der Vögel besucht werden, um so das eindrucksvolle Phänomen des Vogelzuges live zu erleben. Wir hatten uns die große Tagestour nach Langeneß am Sonntag ausgesucht. Bereits auf der Hinfahrt konnten im Watt viele Vögel, u.a. ein Seeadler beobachtet werden. Interessant war es auch eine Gruppe Robben zu fotografieren. Auf der Hallig selbst waren die Vogelbeobachtungen eher bescheiden. Das wurde jedoch durch die Kompetenz der beiden Parkranger kompensiert. Ununterbrochen boten sie sehr Wissenswertes über die Vogelwelt und ihre Arbeit. In unmittelbarer Nähe des Hafens von Schlüttsiel sahen wir dann auf der Rückfahrt im Auto hunderte Gänse und Enten im Binnenland. So konnten wir doch noch das „eindrucksvolle Phänomen des Vogelzuges“ live erleben.

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Nonnengänse


Den Montagmorgen danach waren wir wieder in der Beobachtungshütte am Beltringharder Koog. Aus nächster Nähe entstanden schöne Aufnahmen vom Säbelschnäbler und Schnepfen. Ich bin mir nicht sicher ob es nun Ufer- oder Pfuhlschnepfen sind, mal sehe ich eine leichte Schnabelbiegung, mal nicht. Da der Lüttmoorsee laut Wikipedia eine Lagune aus Salzwasser ist, handelt es sich wohl um Pfuhlschnepfen, da Uferschnepfen Süßwasser bevorzugen. Dank eines Hinweises von Sascha Johannsen ( aus der Facebookgrupe Ornithologische Feldbeobachtungen in Deutschland) „Es war bei der Entstehung 1987 eine Salzwassersenke, die aber nach der Eindeichung, keinerlei Verbindung mehr zur Nordsee hat. Gespeist wird der See ausschließlich durch Regenwasser.“ – ist es nun doch geklärt. Also auf den Bildern vom 27.9.21 sind Uferschnepfen zu sehen! Keine Schnabelbiegung, Süsswasser – Uferschnepfe.

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Dunkler Wasserläufer


(Von Sascha bekam ich auch den Hinweis, dass das kein Rotschenkel, sondern ein dunkler Wasserläufer im Schlichtkleid ist. „Rotschenkel haben am Ober-und Unterschnabel eine rote Färbung der Schnabelbasis. Der Dunkle Wasserläufer nur am Unterschnabel.“)

In etwas größerem Abstand tummelten sich Enten (Pfeifente, Spiessente), kleinere Limikolen und natürlich zahlreiche Möven.

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Säbelschnäbler


Für den 28.9.2021 hatten wir einen Besuch auf der Insel Pellworm geplant. Auf der Hinfahrt herrschte Niedrigwasser, so dass wir viele Vögel im Watt mit dem Fernglas sehen konnten. Eindrucksvoll war es eine große Gruppe von Eiderenten zu beobachten, die sich auf einer Sandbank im Watt versammelt hatte.

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Eiderenten


Auf der Insel sahen wir zahlreiche Vögel am Waldhusener Tief. U.a. hatten sich hier ca. 30 Löffler eingefunden.

In den letzten drei Tagen wehte ein heftiger Wind, welcher die Aktivitäten der Vögel stark einschränkte. Fotos konnte ich am Strand bei Westerhever, am Everschopsiel und Tümlauer Koog aufnehmen. Auf den Wasserflächen zwischen der K41 (in Richtung Tönning) und der Eider suchten zahlreiche Alpenstrandläufer im Windschutz des Dammes nach Nahrung. Am Tümlauer Koog gelang es mir dann endlich relativ nah an einen großen Brachvogel heranzukommen. Bei seiner Nahrungssuche ließ er sich an zwei Nachmittagen an der gleichen Stelle kaum stören. Problematisch war es, die Kamera bei den starken Böen ruhig zu halten.

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Großer Brachvogel


Mit dem Spektiv habe ich keine Fotos gemacht. Zum einen war mir die Schlepperei zu viel und zum anderen waren die 800mm Brennweite an der Fuji XH1 ausreichend. Hinzu kommt, dass die wenigsten Vögel still standen. Für Aufnahmen von im Watt stehenden Vögeln wäre ein Einsatz des Spektivs jedoch sinnvoll gewesen.

Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Reise im Frühjahr an das Wattenmeer.

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