10.1.2022
Das FUJINON XF 100-400mm F4.5-5.6 R LM OIS WR Telezoom-Objektiv bietet die derzeit längste Brennweite für das Fujifilm X-System. Mit einem Gewicht von ca. 1,4 kg liegt es gut in der Hand. Ich nutze es an einer XH1 ( 24,3 Megapixel) zusammen mit dem Batteriegriff VPB-XH1, wodurch insgesamt ca. 2,3 kg zu handhaben sind. Mit einem breiten Peak Design Slide Kameragurt lässt sich das Ganze ganz gut tragen. Die 3 Akkus haben genug Power für auch für ausgedehnte Touren.
Mit im Gepäck sind die Telekonverter Fujinon XF1.4x TC WR und Fujinon XF 2.0x TC WR, wodurch sich eine respektable Brennweite von max. 1200mm bezogen auf das Kleinbildformat ergibt.
Die Stabilisatoren von Objektiv und Kamera ergänzen sich hervorragend, so dass auch mit Belichtungszeiten von 1/100 sec. detailreiche, scharfe Bilder ohne Stativ möglich sind.
Nachteilig, speziell wenn der 2fach Konverter genutzt wird, ist die AF Leistung. In den frühen Morgenstunden oder bei bedeckten Himmel „pumpt“ das AF System oft unendlich lange bis es endlich auf das Motiv scharf gestellt hat. Oft zu lange und das ist für mich das entscheidende Manko bei Fuji. Das gilt in gleicher Weise für Vögel im Flug. Das Fokussieren dauert schlicht und einfach zu lange und die Weiterverfolgung ist meist Glückssache.
Kann es Sony besser?
Um die Frage gleich zu beantworten – ja. Wobei ich bemerken muß, dass ich hier auch unterschiedliche Preisklassen vergleiche. Das bezieht sich weniger auf das Zoomobjektiv von Sony, das SEL200-600 f5.6-6.3 G OSS. Dieses ist preislich vergleichbar, etwas lichtschwächer und mit ca. 2,2 kg schwerer als das Tele von Fuji. Für kilometerweite Touren und Aufnahmen aus der Hand ist es weniger gut geeignet. Hier hat das System von Fuji die Nase vorn. Die entscheidenden Vorteile ergeben sich jedoch in Kombination mit einer Sony Alpha 9II (24,2 Megapixel).
Im Vergleich zu aktuellen Fujimodellen liegt der Preis der Kamera bei mehr als dem Doppelten. Das Fokussieren und die Weiterverfolgung spielen jedoch in einer anderen Liga und sind eine wahre Freude. Der schnelle Phasen AF kann bei der Alpha 9II bis F16 genutzt werden, also auch ohne Einschränkungen mit einem 2fach Konverter.
Für freihändige Aufnahmen ist die „Sony Kombination“ weniger geeignet wie die Fujiausrüstung, sie liegt einfach so nicht ausgewogen in der Hand. Zum Einsatz kommt deshalb ein Kite Carbonstativ mit einem Gitzokopf, welche sich mit dem Multipack von Orniwelt sehr gut transportieren lassen und schnell einsatzbereit sind.
Mit dem Sony SEL-20TC 2.0 x Telekonverter ergibt sich ebenfall eine maximale Brennweite von 1200mm. Dies bei einer Blende von F13, was etwas schlechter ist wie bei dem 100 – 400 von Fuji mit F11. Das bedingt bei gleicher Belichtungszeit höhere ISO Zahlen. Allerdings ist das Rauschverhalten der Alpha 9II auch bei hohen ISO Zahlen ausreichend gut.
12.800 ISO, mittels Capture one in ein JPG transformiert, keine Optimierung des Bildrauschens
(die detaillierten Exif Daten sind bei Flickr unter der Bildern abrufbar)
Im Modus „APS-C/Super 35mm“ der Sony Kamera entspricht der Bildausschnitt 1800 mm Brennweite, wobei die Kamera dann „nur“ in einer Auflösung 10 Megapixel speichert. (3936 x 2624 Pixel) Das ist immer noch ausreichend um eine DIN A4 Seite (29,7 cm hoch, 21 cm breit) mit 300 dpi zu drucken. Hierfür sind 3.508 Pixel in der Höhe und 2.480 Pixel in der Breite notwendig, insgesamt 8.699.840 Pixel. Eine 4K Bildschirmdarstellung verlangt 3840 x 2160 Pixel = 8.294.400 Pixel.
So gelangt man in Brennweitenbereiche, die für ein Spektiv charakteristisch sind. Allerdings mit dem Vorteil, dass nicht manuell fokussiert werden muss und der Schärfepunkt automatisch sitzt, was bei der Nutzung eines Spektivs oft nicht gegeben ist. Die Nutzung im „APS-C/Super 35mm“ Modus ist auch mit dem Vorteil verbunden, dass der Bildausschnitt im Sucherbild entsprechend größer und die RAW Datei kleiner ist.
Sowohl die Fuji XH1, als auch die Sony Alpha 9II speichern die Bilder in einer Auflösung von 6000 x 4000 Pixeln. Beide Teleobjektive sind gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Das Sony macht subjektiv einen stabileren Eindruck. Hier fährt kein Teil des Objektives aus wenn die Brennweite geändert wird, alles steckt in einem stabilen Gehäuse. Die Farbe hellgrau ist für den Einsatz in der Natur weniger geeignet als das unauffälligere schwarz von Fuji, dafür wird sich das Sony in direkter Sonneneinwirkung weniger erwärmen. Die Bilder beider System sind scharf, detailreich und sehr lebendig.
Sony
Fuji
Kameraeinstellungen
Während Fuji sich an ein eher klassisches und auch überschaubares Konzept hält, sind die Einstellmöglichkeiten bei Sony Kameras fast unendlich und die Logik im Kameramenue erschließt sich mir nur schwer. Von Vorteil bei der Alpha 9II ist, dass viele Einstellungen mit den Drehschaltern verknüpft sind. So muss sich keiner durch das unübersichtliche Menue quälen und die Kamera lässt sich schnell anpassen.
Fokussiert wird über die AF-ON Taste im AF-C Modus. Der Auslöstetaste habe ich die Funktion zu fokussieren genommen. Die Funktionstaste am Objektiv ist auf Fokus halten eingestellt. Damit bin ich für unterschiedlichste Aufnahmesituationen gewappnet.
Ansonsten halte ich mich an die Empfehlungen von Sony was die Einstellungen für den AF betreffen. Siehe:
http://sonyglobal.akamaized.net/is/content/gwtvid/pdf/2019/ILCE-9M2/Alpha9II_AF_Setup_Quick_Guide_PDF.pdf
Erklärungen für die wichtigsten Themen des Menues habe ich mir dennoch in komprimierter Form auf meinem Handy gespeichert.
Bis alle Funktionen der Sony verstanden und die Möglichkeiten ausgeschöpft sind, wird wohl noch eine ganze Weile dauern.
Noch eine Bemerkung zu den Telekonvertern Theorie & Praxis
13.1.2020
Wer kennt es nicht, man kommt nie nah genug an das Motiv heran. Objektive mit mehr als 600 mm Brennweite sind (bis auf nicht bezahlbare Ausnahmen) nicht verfügbar.
Ein Konverter zwischen Bildsensor und Motiv führt zwangsläufig nicht zu Qualitätssteigerungen in der Abbildungsleistung. Inwieweit die Konverter die Abbildungsleistung tatsächlich verschlechtern, kann nur unter definierten Laborbedingungen eingeschätzt werden.
In der Praxis lässt sich ein reiner „Konvertereinfluss“ nicht bestimmen, da mit einer längeren Brennweite die Gefahr zu verwackeln größer wird. Es kann sowohl die Wahl einer kürzeren Belichtungszeit notwendig werden als auch der Einsatz eines Stativs. Was können die Bildstabilisatoren von Kamera und Objektiv noch kompensieren? Mit der Änderung der Vergrößerung sinkt die minimale Blende des Objektivs in gleicher Weise. Um gleiche Belichtungszeiten zu realisieren werden höhere ISO Zahlen notwendig. Also insgesamt ein sehr komplexes Thema, wo viele Faktoren eine Rolle spielen und man nicht sagen kann „das liegt am Stabilisator“.
Die Kombination Fuji XH1, 1,4 oder 2 fach Konverter und 100 – 400 mm Zoomobjektiv erfüllt meine Erwartungen bis auf die Probleme mit dem AF ganz gut. Einschränkungen ergeben sich bei schlechtem Licht und bei Motiven die nur einen kleinen Bereich des Sensors belegen (z.B. Singvögeln) und wo jedes Detail zu sehen sein soll. Wobei mir aber auch das zum Teil gelungen ist.
Das Problem mit der AF Geschwindigkeit und – Treffsicherheit ist mit der Alpha 9II unter Nutzung des 2 fachKonverters und dem 200 – 600 mm gelöst, da der schnelle Phasenfokus bis f16 unterstützt wird.
Beide Kamerasysteme haben mit 24 Megapixeln vergleichbare Auflösungen. Kann der Sensor von Sony Details besser darstellen? Ich kann diese Frage nicht beantworten, da auch das Objektiv von entscheidender Bedeutung ist. Die Sony Alpha 7RIII kann mit 41 Megapixeln besser auflösen, aber der Phasen AF wird nicht mehr unterstützt. Bei guten Lichtverhältnissen müssten hier detailreiche Fotos besser gelingen.
Grenzbereiche werden garantiert erreicht, wenn bei der Kombination Alpha 9II, 2 fach Konverter, 200 – 600mm Objektiv und Modus „APS-C/Super 35mm“ fotografiert wird, denn das wären 1800mm Brennweite, was extrem störanfällig in Bezug auf Erschütterungen oder auch das Flimmern der Luft ist.
Aufnahmen von Vögeln, bei denen ich jedes Detail im Gefieder sehen möchte, sind Grenzbereiche für den 2 fach Konverter. Je kleiner die durch das Motiv belegte Sensorfläche ist, desto kritischer ist es. Wobei die Nutzung eines Stativs und eine sehr kurze Belichtungszeit immer noch zu sehr guten Ergebnissen führen können. Wie bereits oben erwähnt, eine definierte Grenze gibt es nicht. Der Übergang zwischen einem Foto was bis ins kleinste Detail scharf ist und einem unscharfen Foto ist fließend und immer von den Aufnahmebedingungen abhängig und nicht nur von der theoretischen Leistung von Kamera, Konverter und Objektiv.
Das 200 – 600 ist an der Sony für meine Begriffe, bzw. im Vergleich zu Fuji, schlecht ausbalanciert, so dass ich den 2 fach Konverter nur mit Stativ einsetze. Bei Fuji ist ein Stativ natürlich auch von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig.
Im Internet ist oft zu lesen, dass Nutzer von den 2fach Konvertern abraten, da die Ergebnisse miserabel sind. Dem kann ich nicht zustimmen. Sowohl mit 100 – 400 von Fuji als auch mit dem 200 – 600 von Sony sind in Verbindung mit den 2 fach Konvertern detailreiche und scharfe Aufnahmen möglich, was für mich der Beleg für eine gute Abstimmung der Konverter ohne markante Einschränkungen in der Abbildungsleistung ist.
Birds in Motion (mit Sony) – 22.1.2022
Nachtrag 8.Juni – An der Fuji ist der 2 fach Konverter im Dauereinsatz, bei der Alpha 9ii der 1,4 fach Konverter. Das hängt zu einem mit der Handhabbarkeit im Freihandmodus zusammen und zu anderen, dass die Kombination Alpha 9ii – 200-600 – 1,4fach Konverter in der Regel knackig scharfe Bilder liefert, die sich bei Bedarf auch per Software vergrössern lassen. (siehe Kormoranbilder) Was die optimale AF Einstellung betrifft, da habe ich noch kein Patentrezept. Die Bilder oben sind alle mit einer Punktmessung erfolgt.
Die Weiterverfolgung von Vögeln ist bei einem strahlend blauen Himmel mit beiden System relativ einfach möglich, wobei die Alpha 9II die Nase deutlich vorn hat. Bedeutend geringer ist die Trefferquote bei kleinen Vögeln und einem nichthomogenen Hintergrund. Hier suche ich noch nach der optimalen Einstellung.